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Zwei Geistliche, zwei entgegengesetzte Meinungen zu Israel und den Juden


Zwei Leiter der christlichen Bevölkerung starben einen Tag nach Weihnachten. Obwohl sie ihre Hingabe demselben Evangelium widmeten, wich ihr Lebenspfad jedoch enorm voneinander ab, wenn es um das Thema Juden geht.

Der am 25. April 1940 in St. Georgen im Schwarzwald in Deutschland geborene Gerhard M. Heinzmann erlag im Alter von 81 Jahren dem Coronavirus. Er war Witwer und hinterlässt 5 Kinder sowie 10 Enkelkinder.

Als junge Person wurde er 1962 Pastor in der Pfingstbewegung. Inspiriert durch das Zeugnis seiner Roma-Sinti-Klassenkameraden im Bibelseminar gründete er 1967 das Internationale Hilfswerk für Zigeuner in Deutschland, welches er 24 Jahre lang leitete und mit dem er bis letztes Jahr verbunden blieb. Er bereiste Mittel- und Osteuropa und diente in einem riesigen Zelt zehntausenden von Romas.

Jedoch zogen 1989 auch andere Themen seine Aufmerksamkeit auf sich.

Er war besorgt über die politische Ausrichtung Deutschlands, da liberale Ideen aus der damaligen Hauptstadt Bonn das Leben der Bürger (und das von hingebungsvollen Christen) beeinflussten, und er sträubte sich hartnäckig gegen Deutschlands kritische Haltung gegenüber Israel. Heinzmann war entschlossen, eine konservative christliche Alternative zu bieten, die Familienrechte und ungeborene Kinder schützen sollte. Er gründete die Partei Bibeltreuer Christen (PBC), deren Vorsitzender er bis 2005 war.

Eines seiner Hauptziele bestand darin, dass Deutschland Seite an Seite mit und nicht gegen Israel Stellung beziehen sollte. Sein Leitspruch war überall, wo er hinreiste, und auf nahezu jedem Dokument, das er veröffentlichte, sichtbar. „Solidarität und Freundschaft mit Israel“. Aber er war auch kühn genug, immer noch ein Bibelzitat hinzuzufügen: „Ich will segnen, die dich segnen“ (1. Mo. 12, 3). Für ein deutsches Publikum, das größtenteils aus Säkularen bestand, war dies eine provokative Herausforderung.

Mit Tausenden von Mitgliedern, die sich an kommunalen und überregionalen Wahlen beteiligten, beeinflusste die PBC die Gesetzgebung mit gemischtem Erfolg.

Große PBC Plakate waren in den Städten in ganz Deutschland sichtbar, vor allem in Rheinland-Pfalz und in Sachsen, flankiert von israelischen Flaggen. Ehrenamtliche an Infoständen wurden zu einem vertrauten Anblick in den Fußgängerzonen und auf Wochenmärkten. Samstags verteilten Parteimitglieder Flyer und führten Gespräche mit den Passanten. Pastor Heinzmann war oft selbst mitten dabei, mit einem herzerwärmenden und aufrichtigen Lächeln auf den Lippen, während überzeugende Fakten aus seinem Mund sprudelten, wobei er sowohl mit deutschen als auch mit israelischen Würdenträgern und Diplomaten eng verbunden war.

Wir waren beteiligt an den frühen Veröffentlichungen der PBC: Es wurden Landkarten veröffentlicht, die wir entwickelt hatten und welche die Geschichte des modernen Staates Israel zeigten.

Vor allem ein Erlebnis bringt Erinnerungen zurück: 1990 hörte Pastor Heinzmann zum ersten Mal einen unserer Vorträge in Darmstadt. Danach lud er uns zu Veranstaltungen ein, die er organisierte. Wir stimmten begeistert zu. Die erste Veranstaltung war geplant in St. Georgen, seinem Geburtsort.

Bei unserer Ankunft begrüßte uns eine private Sicherheitsfirma in Uniformen. Die Sicherheitskräfte kontrollierten alle Besucher mit Handsonden zur Metalldetektion und untersuchten die Handtaschen der Damen nach Waffen. Es war nicht überraschend, dass die Besucher dies befremdlich fanden. Als er an diesem Abend das Programm eröffnete, erklärte Pastor Heinzmann, dass er die Sicherheitsfirma selbst beauftragt hatte, da er wollte, dass die Menschen verstehen, welche Maßnahmen Israelis ergreifen müssen, um sich selbst vor der Bedrohung des Terrorismus zu schützen, egal ob sie zum Shopping gehen, zur Schule, im Bus reisen oder bei einem religiösen Treffen sind. Es war ein eindrucksvoller Moment, als die Besucher die Realität erkannten, in der Israelis jeden Tag leben.

In den letzten Jahren hat Pastor Heinzmann seine Aktivitäten reduziert, aber seine Leidenschaft für Israel war dennoch ungebrochen. Er gründete 2013 die Pfälzer Israelfreunde, organisierte Pro-Israel-Umzüge, an denen Hunderte von Christen teilnahmen, sammelte Spenden zur Aufforstung in Israel und führte Israelreisen durch.

Seine Bemühungen fanden jedoch auch Gegner. Häufig wurden er und seine Mitstreiter von wütenden Muslimen angegriffen, die ihnen Obszönitäten und bösartige Anschuldigungen entgegenriefen und ihre israelischen Flaggen zerfetzten. Manchmal schritt die Polizei ein, um eine Eskalation der Gewalt zu verhindern. Aber auf seiner Website schrieb er, dass es zunehmend Menschen deutscher Abstammung waren, welche die öffentliche pro-israelische Stellungnahme der Christen verfluchten und z. B. äußerten, „sie sollten vergast werden wie die Juden“.

Nichts davon berührte Pastor Heinzmann. Er blieb unerschütterlich und verfolgte seine Mission ohne Unterlass.

Er war ein demütiger, bescheidener Mann mit großen Ambitionen und einer stetigen, kühnen Strategie. Ich kann förmlich die Willkommensworte für ihn an der Himmelspforte hören: „Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ (Matth. 25, 21).

Der Nachruf wurde schon vor Monaten geschrieben, wie es in den Nachrichtenmedien gebräuchlich ist. Die Liste der Auszeichnungen und Worte der Beweihräucherung der internationalen Elite wurden bereits gesammelt und für die Veröffentlichung aufbereitet. Das einzige, was noch fehlte, war das Sterbedatum von Desmond Tutu, danach würden die Nachrichtenredakteure weltweit das Startsignal für die Druckerpressen geben.

Als dann der Tag eintraf, erschienen die feingeschliffenen Erzählungen als prosaische Lobesworte für den gefeierten Friedensstifter und Brückenbauer: Nobelpreisträger 1984, ersten farbigen Erzbischof der Anglikanischen Kirche in Südafrika, Träger von mehr als hundert Ehrentiteln, Vorsitzender der Truth and Reconciliation Commission von Südafrika nach der Apartheid, Redner, Autor, Theologe, dessen Anwesenheit jeder Versammlung Legitimität verlieh, ein Gast in erster Reihe bei Führungspersonen dieser Welt und Berühmtheiten.

Erzbischof Desmond Tutu in feierlichen religiösen Gewand.

Tutu wurde am 7. Oktober 1931 geboren und war der Sohn des Direktors einer methodistischen Grundschule. Er hinterlässt seine Frau Nomalizo Leah (Hochzeit 1955), 4 Kinder und 9 Enkelkinder.

Er wuchs als Methodist auf, aber die Familie gehörte später zur Episkopalbewegung, und schloss sich danach der Anglikanischen Kirche an. 1960 wurde Tutu in der Anglikanischen Kirche ordiniert und diente 60 Jahre lang als Priester. Während all dieser Zeit war er strikt gegen die Rassentrennung. 1986 wurde er zum ersten farbigen Erzbischof der Kirche.

Nach dem Niedergang der Apartheid in Südafrika in den frühen 1990er Jahren wurde er vom neu gewählten Regierungsoberhaupt Nelson Mandela berufen, bei der Wiederherstellung des Friedens zu helfen in einer Gesellschaft, die ein halbes Jahrhundert lang durch rassistische Politik gespalten wurde. Die Truth Commission, deren Vorsitz er innehatte, sollte der Schlüssel zu Versöhnung in einer zerbrochenen Nation werden.

Erzbischof Tutu wurde weltberühmt, schrieb, reiste und lehrte ausgiebig im Ausland.

Im Jahre 1989 besuchte er Israel und legte einen Kranz am Holocaustmahnmal Yad Vashem in Jerusalem nieder, verursachte aber Aufruhr, als er äußerte, die Juden sollten den Nazis vergeben. Elie Wiesel, ebenfalls Nobelpreisträger (1986), rügte Tutu. „Niemand hat das Recht, zu vergeben, außer die Toten selbst“, sagte Wiesel, „und die Toten wurden von ihren Mördern umgebracht und zum Schweigen gebracht.“ Er sagte, Tutus Aussage zeuge von einem „verstörenden Mangel an Feinfühligkeit gegenüber den jüdischen Opfern und den Überlebenden.“ (Jewish Telegraph Agency, 28.12.89)

Jahrelang zielte Tutu auf Israel ab wegen der sogenannten Misshandlung von palästinensischen Arabern. Es gab Aussagen, die Israel mit Nazi-Deutschland verglichen. Viele der Zitate wurden von Südafrikanern gesammelt, die dagegen waren, dass er der Schirmherr von 2 Holocaustzentren in Südafrika war, da er diese Rolle als Legitimierung für seine anti-jüdische Rhetorik nutzte.

Er verglich den Zionismus oft mit Rassismus und ignorierte dabei den Kommentar des führenden Bürgerrechtlers Rev. Martin Luther King Jr., dass Anti-Zionismus nichts anderes sei als Antisemitismus.

Alan Dershowitz, Professor an der Harvard Law School, stellte ihn zur Rede („Bischof Tutu ist kein Heiliger, wenn es um die Juden geht“, Gatestone Institute, 20.12.10): „[Tutu] hat das Leiden jener minimiert, die im Holocaust umkamen, als er äußerte, ‚die Gaskammern‘ hätten einen ‚angenehmeren Tod‘ bereitet als die ‚Apartheid‘“. Tutu muss mit geschlossenen Augen durch Yad Vashem gegangen sein.

In zahlreichen Angriffen beschuldigte er Juden, nicht nur Israelis, der „Arroganz“, „zu mächtig“ zu sein, „viele der weltweiten Probleme zu verursachen“ und er leugnete, dass Israel eine „zivilisierte Demokratie“ ist.

Tutu verglich Israel mit Hitler-Deutschland, der Sowjetunion unter Stalin und dem Südafrika der Apartheid und sagte, sie waren einmal „sehr mächtig“, aber sie „mussten ins Gras beißen“, so wie es auch das „ungerechte“ Israel wird tun müssen. Tutu nannte die Juden ein „seltsames Volk, das nicht hoffen könne, jemals anhand derselben Standards beurteilt zu werden, wie sie für andere Völker gelten.“ („Sollte der verstorbene Bischof Tutu ein Denkmal erhalten?“ Gatestone Institute, Alan M. Dershowitz, 28.12.21)

„Es gibt eine Bezeichnung für Nichtjuden, die Juden mit einer Doppelmoral beurteilen,“ sagt Dershowitz. „Das nennt man Antisemitismus.“ (ibid.)

Tutu fachte breit angelegte Boykotte Israels an (BDS) (Jerusalem Post, 10.03.14), und vor kurzem erst sagte er: „Gott weint“ über die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt von US-Präsident Donald Trump. Tutu verurteilte die Entscheidung als „aufrührerisch und diskriminierend.“ (Eyewitness News [RSA], 07.12.17)

Andere erkannten die uralten Falschmeldungen über Juden, Macht und Geld. Dies steht im Gegensatz zum heutigen Israel als eine lebendige, erfolgreiche, fortschrittliche, vielfältige und offene Gesellschaft für alle seine Bürger, egal ob Juden, Muslime, Christen oder andere, eine Nation der prophetischen Erfüllung. Die Existenz Israels widerlegt die traditionelle Verdrängungs-/Ersetzungs-Theologie welche die jüdische Nation für überflüssig erklärt, welche vom „Neuen“ Israel, d. h. den Christen, ersetzt wurde.

Erzbischof Tutus Friedensnobelpreis für die Errungenschaften der Menschenrechte in Südafrika sollte kein Schutzschild gegen Kritik an seinen bemerkenswerten Verfehlungen gegen die Menschenrechte sein, nämlich seinen Antisemitismus, einschließlich seiner Doppelmoral gegenüber Juden, seine kritische Aussonderung des israelischen Verhaltens, seine BDS Unterstützung, seinen Anti-Zionismus und seine Verwendung traditioneller antijüdischer Reden. Obwohl er ein gefeierter Held der schwarzen Menschenrechtsbewegung in seinem Heimatland Südafrika war, so war er dennoch eine fehlerbehaftete Führungspersönlichkeit, die auf einem Auge blind war.