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„Nie wieder!“


Der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdullah bin Zayed Al Nahyan, schrieb diese bekannten Worte am 6. Oktober nieder in das Gästebuch des Holocaust Mahnmals in Berlin. Der Besuch des Mahnmals in Deutschland war ein Vorschlag des hochrangigen Diplomaten der VAE selbst. In Begleitung des israelischen Außenministers, Gabi Aschkenasi, wurden Bekundungen der aktiven Zusammenarbeit ausgetauscht, welche ein neues Zeitalter der friedlichen Koexistenz einläuten soll.

Das Schlagwort „Nie wieder!“ wurde jahrzehntelang von Juden verwendet, um zu erklären, dass man einen weiteren Holocaust nie mehr zulassen wird. Dass ein arabischer Diplomat dies öffentlich bekräftigt, hat eine atemberaubende Bedeutung.

Hat ein neues Zeitalter begonnen? Teilweise ja.

Die Beziehungen Israels mit einigen muslimischen Staaten bestehen im Geheimen seit Jahrzehnten. Israel hat sogar arabische Staatsoberhäupter (z.B. König Hussein von Jordanien) vor geplanten terroristischen Attentaten gewarnt.

Die Türkei unterhielt trotz ihrer anti-israelischen Rhetorik über Jahrzehnte hinweg Handelsbeziehungen mit Israel.

Offiziell haben allerding nur 2 arabische Nationen Frieden mit Israel geschlossen (Ägypten 1979, Jordanien 1994), bis sich die VAE und Bahrain dieses Jahr im September anschlossen.

Nun ist der sprichwörtliche Flaschengeist aus der arabischen Sagenwelt aus der Flasche und wird so schnell nicht wieder dahin zurückkehren.

Seit dem Sommer gibt es zahlreiche diplomatische Andeutungen anderer muslimischer Länder, dass sie Beziehungen mit Israel aufnehmen möchten. Die Liste ist nicht unbedeutend. Kuwait, Mauretanien, Marokko, Oman, Sudan und Tunesien gehören dazu.

Es sind sogar noch erstaunlichere Entwicklungen im Gange. Stimmen im Irak, dem Libanon, in Saudi-Arabien und Syrien haben sich erhoben, die den Wert von Beziehungen mit Israel anerkennen. Diese Stimmen geben zu, dass Jahrzehnte mit unnötiger Feindseligkeit verschwendet wurden, die von den Palästinensern angefacht wurde.

Das sind nicht nur private Meinungen. Sie kommen von Regierungsbeamten oder deren inoffiziellen Sprechern und würden ohne Freigabe von den höchsten Rängen nicht veröffentlicht werden. Diese Meinungen mögen nicht landläufig akzeptiert sein, aber es sind die ersten Schritte, die öffentliche Meinung zu formen, die sich verändernden Normen zu akzeptieren.

Warum die Beziehungen zu Israel?

Viele arabische Staaten betrachten gute Beziehungen mit Israel als ein Mittel für den Zugang zu amerikanischer Großzügigkeit und zur Ausweitung des Handels. Sie möchten außerdem Zugang zu israelischer Technologie von Landwirtschaft bis hin zum medizinischen Bereich und zur Cyber Security.

Außerdem möchten viele in der arabischen Welt sich einfach voran bewegen. Sie erkennen die Demokratie, Meinungsfreiheit und Menschenrechte, welche Israel seinen eigenen Bürgern bietet, einschließlich den Arabern. Alle, die unter der Unterdrückung von Islamisten oder autoritären Regimes leben, betrachten Israel als ein Leuchtfeuer im Nahen Osten.

Vor allem fühlen sich die arabischen Staaten jedoch vom Säbelrasseln des Iran bedroht und sind überzeugt davon, dass Beziehungen mit Israel helfen können, den Iran in Schach zu halten. Israel war unerschrocken pro-aktiv bei der Zerstörung der iranischen Vorreiterstellung, deren Waffendepots und Produktionsstätten in Syrien. Andere Nationen haben das bemerkt.

Die Absicht des Iran, die Welt für die schiitische Strömung des Islam zu erobern, steht außer Zweifel. Seine Entwicklung von ballistischen und nuklearen Waffen ist bewiesen. Der Iran ist der Hauptsponsor des Terrorismus im Nahen Osten und anderer Regionen auf der Welt. Hamas, Hisballah und zahlreiche andere Terrororganisationen werden vom persischen Staat finanziert. Der Libanon, Syrien und Jemen werden bereits vom Iran beherrscht. Seine Fangarme erstrecken sich über Westeuropa, Mittel- und Südamerika.

Warum jetzt?

Die Lorbeeren für einen Großteil der diplomatischen Arbeit hinter den Kulissen gehen an den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und seine Abgeordneten sowie an US-Präsident Donald Trump und seine Entourage, vor allem an seinen hochrangigen Berater Jared Kushner, der die Abkommen zwischen Israel und den VAE sowie Israel und Bahrain ausgehandelt hat. Der Ansatz von Trump und Netanjahu, nämlich eine Ausgrenzung der stets quertreibenden Palästinenser, war bisher unversucht geblieben, und er war erfolgreich.

Das Ergebnis ist ein Paradigmenwechsel von der Vergangenheit. 1973 starteten die arabischen Staaten einen totalen Boykott Israels. Die meisten muslimischen Nationen schlossen sich dem Boykott an.

Afrikanische Staaten, von denen viele einen großen muslimischen Bevölkerungsanteil aufweisen, standen unter dem Druck, sich anzuschließen, da sie den Handel mit der arabischen Welt nicht gefährden wollten. Israel hatte vielen afrikanischen Ländern geholfen bei der Entwicklung von lebensrettender landwirtschaftlicher Infrastruktur, Bewässerungssystemen und vielem mehr. Diese Hilfe wurde aufgrund des Boykotts für die nächsten 50 Jahre verspielt. Heute wollen dieselben Staaten wieder Zugang zu Israel und der Boykott wird schwächer.

Der israelische Premierminister, Benjamin Netanyahu, beim Handschlag mit Jared Kushner, dem Chefberater des US-Präsidenten, Donald Trump, bei einem Treffen in Jerusalem. (Reuters)

Legt der Löwe sich zum Lamm nieder?

Der Löwe legt sich noch nicht zum Lamm nieder. Obwohl Regierungssprecher enthusiastisch sind, besteht weitläufige Vorsicht.

Israel wird seine urheberrechtlich geschützten Verteidigungstechnologien nicht an arabische Staaten verkaufen. Eine erneute Konfrontation mit der Palästinensischen Autonomiebehörde oder Gaza könnte die Fortschritte konterkarieren. Und israelische Bauvorhaben in den umstrittenen Gebieten Judäa und Samaria, die von den Vereinten Nationen als „illegal“ bezeichnet werden (obwohl dies der Bibel und sogar vorherigen UN-Beschlüssen widerspricht), könnten den Fortschritt aufhalten.

Die Bibel spricht von Zeiten, in denen alle Nationen sich auf dem Schlachtfeld gegen Israel versammeln. Es gab Fälle in der Vergangenheit, als beinahe 200 UN Mitgliedsstaaten gegen Israel stimmten und es verurteilten, wobei nur die Marshallinseln und Vanuatu dagegen stimmten.

Aber Israel wird Beziehungen mit jeder Nation unterhalten, die solche eingehen möchte. Es wird Handelsbeziehungen verfolgen und die Bedürfnisse jener Nationen erfüllen so lange wie möglich. Selbst wenn Ablehnung und Konflikt zurückkehren, wird dennoch der Tag kommen, an dem Jesajas Friedensprophezeiung über das Kommen des Messias erfüllt sein wird: „Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten“ (Jes. 11, 6). Israel sehnt diesen Tag herbei.