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Botschaften von arabischen Israelis


Unter den 1.400 ermordeten Juden am 7. Oktober befanden sich vierzig Araber, die ihr Leben geopfert haben, um Juden zu beschützen oder zu retten. Es folgen hier Berichte und Beiträge von arabischen Israelis.

– Red.

Awad Darawsche, 23, arabischer Israeli und Sanitäter (Foto: Mohammad Darawsche)

Awad Darawsche, 23, ist Sanitäter und arbeitet für Yossi Ambulances. Er stammte aus dem arabischen Dorf Iksal in der Nähe von Nazareth. Er hatte Dienst beim Supernova Festival in Re’im, als das Raketenfeuer anfing. Ein paar Minuten später stürmten Terroristen über die Grenze aus Gaza, feuerten Waffen ab und töteten 260 Menschen in darauffolgenden Massaker.

Sechs seiner Kollegen flohen, aber Darawsche weigerte sich, zu gehen und hoffte, er könnte vermitteln, um Leben zu retten, da er Arabisch sprach. Auf ihn wurde geschossen und er kam ums Leben während er einen der vielen verletzten Zivilisten verband. Die Terroristen stahlen seinen Krankenwagen und fuhren damit nach Gaza.

Am 13. Oktober erhielt er eine Ehrenbestattung, bei der 20.000 Trauernde anwesend waren, sowohl Juden als auch Muslime. Imame aus 3 Dörfern lobten seine Tapferkeit.

Mohammad Darawsche, sein Cousin, erzählte den Journalisten: „Er hat uns viele Sorgen gebracht, aber er machte uns auch sehr stolz, denn er entschloss sich, seinem Dienst treu zu bleiben bis zum letzten Moment.“ Er sprach für die Familie und fuhr fort: „Wir sind sehr stolz über seine Taten. Das ist es, was wir von ihm erwartet hätten und was wir von jedem in unserer Familie erwarten – menschlich zu sein, menschlich zu bleiben und menschlich zu sterben“ (Associated Press, 15.10.23).

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Nuseir Yassin, 31, ist ein Blogger mit 11,8 Mio. Followern. Er hat 2.500 Videos in 10 Sprachen erstellt, die er täglich und wöchentlich unter der Rubrik Nas Daily veröffentlicht hat. Er wurde im Dorf Arraba (Ar’ara) in Niedergaliläa geboren und hatte einen Abschluss der Harvard-Universität in Wirtschaftswissenschaften und Informatik, gab aber dann 2016 seine High Tech-Laufbahn auf, um letztendlich seine Leidenschaft für das Reisen in die Tat umzusetzen. Unterwegs begann er, Videos von seinen Reisen um die ganze Welt zu drehen.

Er nennt sich selbst „ein palästinensisches Kind, das in Israel geboren wurde“ (Ynetnews.com, 09.10.23). „Viele meiner Freunde weigern sich bis heute, das Wort ‚Israel‘ zu verwenden und nennen sich selbst ausschließlich ‚Palästinenser‘. Aber seit ich 12 war, machte das schon keinen Sinn für mich. Also beschloss ich, beides zu kombinieren und zu einem ‚palästinensischen Israeli‘ zu werden. Ich war der Meinung, dieser Begriff spiegelt wider, wer ich bin. Erstens Palästinenser. Zweitens Israeli.“

Nuseir Yassin, 31, bekannt als der Blogger Nas Daily (Foto: via Facebook)

Jetzt hat sich das geändert. „Und dann veränderten sich meine Gedanken zu Wut. Ich wurde mir bewusst, wenn Israel wieder so überfallen werden würde, dann wären wir auch nicht sicher. Terroristen, die Israel überfallen, sehen alle Bürger als Ziele. Mehr als 900 Israelis sind bisher gestorben. Mehr als 40 davon waren Araber. Getötet von Arabern.“ Während die Zahl der Ermordeten anstieg, hat Yassin einen Entschluss gefällt: „Ich möchte nicht unter einer palästinensischen Regierung leben. Das bedeutet, dass ich nur eine einzige Heimat habe, selbst wenn ich kein Jude bin: Israel. Dort lebt meine gesamte Familie. Dort bin ich aufgewachsen. Das ist das Land, von dem ich weiterhin möchte, dass es existiert, damit ich existieren kann.“

Obwohl er sich für einen palästinensischen Staat ausspricht, sagt er zum Schluss: „Von heute an betrachte ich mich als einen ‚israelischen Palästinenser‘. Erstens Israeli. Dann Palästinenser. Manchmal braucht es einen Schock wie diesen, um so klar sehen zu können.“

Youssef Ziadna, 47, Busfahrer (Foto: JTA)

Youssef Ziadna, 47, der Fahrer eines Minibusses aus dem Beduinendorf Rahat nahe Beerscheva sollte am 7. Oktober um 3 Uhr nachmittags 8 Konzertbesucher beim Supernova Festival abholen. Um 6 Uhr morgens an jenem Tag erhielt er allerdings einen dringenden Anruf seiner Passagiere, die ihn anflehten, sie sofort abzuholen. Er zog sich an und fuhr los. Eine Meile entfernt vom Festivalgelände wurde er von jemandem aufgehalten, der ihn anflehte, umzudrehen und zu fliehen.

Ziadna weigerte sich. „Ich hätte zurückfahren können. Ein schwacher Mensch hätte eine Kehrtwende gemacht an dieser Kreuzung“, sagte der den Reportern. „Aber ich sagte ‚Auf keinen Fall. Ich begebe mich selbst in Todesgefahr, wenn es bedeutet, dass ich dadurch Leben retten kann.‘“

Es war eine impulsive Entscheidung. „Ich habe dem Tod ins Angesicht geblickt“, erzählt er. „Aber ich wusste, ich kann meinen Auftrag nicht aufgeben. Ich werde hinfahren und sie retten.“ Über die anderen Beduinen sagt er: „Wir sind auch Teil dieser Nation.“ Dann fügt er hinzu: „Wir sind ein Volk – wir sind Israelis. Wir leben hier gemeinsam und wir müssen das Hand in Hand tun.“

Er fuhr bis zum Konzertgelände, traf seine Passagiere, wies sie an, so viele andere Menschen mitzunehmen, wie nur möglich und erst dann fuhr er los unter andauernden Gewehrsalven auf dem Boden und von einem Paraglider über ihm. Unterwegs nahmen sie noch 2 weitere Personen mit. Der 14-Sitzer war voll mit Flüchtenden. Er kannte holprige Schleichwege und wich so den gefährlicheren Hauptstraßen aus. Alles in allem rettete Ziadna 30 jüdische Israelis vor dem sicheren Tod.

Er sagte zur Redaktion der Jewish Telegraph Agency: “Ich wünsche niemandem, jemals das sehen zu müssen, was ich sah”, und er fügt hinzu, “das wird mich mein Leben lang traumatisieren. Wenn ich allein bin und ins Grübeln gerate, kann ich die Tränen nicht zurückhalten.“

Ziadna ist ein Held in Israel, aber er hat bereits anonyme Morddrohungen erhalten, weil er Juden das Leben gerettet hat. Ein Cousin, der sich in der Gegend befand, wurde bei dem brutalen Angriff ermordet und 4 andere Verwandte werden noch immer vermisst.
(Times of Israel, 21.10.23)