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Eine einzigartige Stimme


Im Laufe der Jahre hat LEMA’AN ZION, Inc. zahlreiche Geschichten veröffentlicht über Araber und Muslime, die den jüdischen Staat positiv betrachten und sich um die Verbesserung der Beziehungen dazu auf politischer, wirtschaftlicher oder religiöser Ebene bemühen. Eine solche Person ist der Imam Mohammad Tawhidi.

Mein Sohn Akiva und ich trafen ihn im vergangenen Mai bei der European International Policy Conference, die in Paris stattfand, veranstaltet von ELNET, European Leadership Network. Wir waren eingeladen von ELNET, einem Netzwerk, das enge Beziehungen zwischen Europa und Israel fördert auf der Basis gemeinsamer demokratischer Werte und strategischer Interessen. Ein weiteres Ziel ist die Bekämpfung von Antisemitismus durch zahlreiche Programme zur Bewusstmachung bei Regierungen und Führungspersonen der Wirtschaft.

Tawhidi reden zu hören, ist ein einzigartiges Erlebnis. Er wurde im Iran geboren und ist ein ordinierter Schia Imam (Anführer des Glaubens), der sich in iranischen und irakischen Seminaren für Geistliche auf Islamwissenschaften spezialisiert hat. Zu seinen Vorfahren zählen etliche große Ayatollahs, jedoch steht er aktuell nicht in Kontakt mit jeglichen Ayatollahs, die mit dem iranischen Regime assoziiert sind.

Kein Zionist, aber ein aufrechter Muslim

Den Koran zitierend sagte er, dass das Land Israel absolut den Juden gehöre, nämlich das gesamte Gebiet unter derzeitiger israelischer Kontrolle einschließlich Judäa und Samaria, Jerusalem und tatsächlich noch viel mehr. Die gesamte Region wurde von Gott an Israel gegeben.

Bezüglich des bekannten Koranverweises auf „die am weitesten entfernte Moschee“ (die al-Aqsa Moschee) zu der Mohammed in seiner nächtlichen Reise aufbrach, räumt Tawhidi ein, dass dessen Bedeutung umstritten ist, aber in seinen Augen bezieht sich diese Stelle nicht auf die Tempelstätte in Jerusalem, sondern eher auf den Himmel.

Tawhidi verurteilt Terrorismus ganz eindeutig, vor allem jenen durch Islamisten (z. B. die Schia Hisballah oder den Iran) oder Formen des Terrorismus, die gerechtfertigt werden im Namen des Islam. Er warnt vor hetzerischen islamistischen Texten, die im Westen kursieren. Er arbeitet zusammen mit anderen ähnlich eingestellten Imamen und islamischen Gelehrten sowie Geistlichen anderer Glaubensrichtungen, um eine friedliche Koexistenz zu fördern. Er spricht in Moscheen, Kirchen und Synagogen und hat vor großen Regierungskommissionen Zeugnis abgelegt.

Ein Sinneswandel

Er erkennt das Leiden der Juden im Laufe der Geschichte an, vor allem während des Holocaust und er hat die Gedenkstätte des früheren Nazi-Konzentrationslagers in Auschwitz besucht.

Tawhidi gibt zu, dass er noch bis vor 6 Jahren selbst antisemitische Ansichten hegte, ein Ergebnis der traditionellen Indoktrinierung hinsichtlich Juden und Israel, der er von klein auf ausgesetzt war. Heute sind seine Ansichten ganz anders und er schreibt diesen Wandel Gott zu, der ihm die Augen geöffnet hat.

Tawhidi ist Vizepräsident des Global Imams Council (internationale Vereinigung von Imamen) mit einer Mitgliederzahl von etwa 1.500 Imamen und islamischen Gelehrten. Die Vereinigung hat die Arbeitsdefinition von Antisemitismus der IHRA übernommen (siehe „Der älteste Hass“, Seite 4).

Es versteht sich von selbst, dass der Imam nicht bei allen besonders beliebt ist, vor allem nicht bei jenen, die seine wohlmeinende Ansicht über Israel nicht teilen. Er muss Sicherheitsvorkehrungen treffen. Selbst westliche Medien, die oftmals eine linksgerichtete, anti-israelische und den Terror verharmlosende Tendenz annehmen, behandeln den Imam aufgrund seines gegenteiligen Narrativs nicht respektvoll.

Trotz unserer theologischen Differenzen ist Tawhidis versöhnliche Botschaft eine Basis für die Fortsetzung einer positiven Zusammenarbeit. Unsere höchste Hoffnung liegt im Gott Israels (Jer. 31, 17), aber wir dürfen dankbar sein für Imam Tawhidis Bemühungen um Frieden.