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Haben Juden zu viel Macht und Einfluss?


Wenn es einen Vorwurf gegen Juden gibt, der sich seit Jahrtausenden hält, dann der, dass sie zu viel Macht und Einfluss haben.

Vom Pharao über Hitler bis hin zu heutigen US-Kongressabgeordneten – es gab immer Antisemiten, die ihren Judenhass mit der Behauptung rechtfertigten, die Juden hätten zu viel Macht. Heute sagen sie: Die Juden kontrollieren die Banken (das Geld), die Nachrichtenmedien (die öffentliche Meinung) und die Filmindustrie (die Künste).

Juden haben diese falschen Anschuldigungen zu entkräften versucht, doch trotz Nennung aller Fakten (z. B., wenn die Juden die Nachrichtenmedien kontrollieren, warum sind diese so anti-israelisch?) waren ihre Bemühungen vergeblich.

Könnte es sein, dass Juden nicht mächtig genug sind?

Der Harvard-Law-School-Professor Alan M. Dershowitz, jetzt emeritiert und Autor von über 30 Büchern, sagt: „Wir müssen unseren Einfluss vergrößern.“ (Jewish Press, 28.03.19)

Sich an amerikanische Leser wendend, argumentiert er: „Juden haben enorm – ja unverhältnismäßig viel – zu Amerikas Erfolg beigetragen. Zusammen mit anderen Einwanderern haben Juden geholfen, unser Land zum Besseren zu verändern: akademisch, wissenschaftlich, wirtschaftlich, politisch, militärisch, medizinisch, juristisch, technologisch und auf vielerlei andere Weise. Wir haben uns das Recht erworben, als Bürger erster Klasse zu agieren. Keine andere Gruppe wurde jemals beschuldigt, zu viel Macht und Einfluss zu haben. Diese falsche Anschuldigung, die zurückreicht bis zu Zeiten und Orten, wo Juden geringen oder keinen Einfluss hatten, ist ein antisemitischer Tropus …

Die Geschichte hat gezeigt, Juden brauchen mehr Macht und Einfluss als andere Gruppen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Während der 1930er und Anfang der 1940er Jahre hatten die Juden die Moral auf ihrer Seite, doch es fehlte ihnen an Macht und Einfluss, 6 Millionen ihrer Schwestern und Brüder vor der systematischen Tötung zu bewahren …

Israel muss mehr militärische Macht als all seine Feinde und potenziellen Feinde zusammen haben. Wie es [der israelische Ministerpräsident] Benjamin Netanyahu einmal weise gesagt hat: ‚Die Wahrheit ist: Wenn Israel seine Waffen niederlegen würde, gäbe es kein Israel mehr, wenn die Araber ihre Waffen niederlegen würden, gäbe es keinen Krieg mehr‘ … Israel muss stärker werden, nicht schwächer, trotz seiner derzeitigen militärischen Überlegenheit.

Elie Wiesel sagte einmal, die Lektion des Holocausts sei folgende: ‚Wir müssen den Drohungen unserer Feinde mehr Glauben schenken als den Versprechungen unserer Freunde.‘“

Obwohl säkular, zitiert Dershowitz den Psalmisten, „der HERR wird seinem Volk Kraft verleihen, der HERR wird sein Volk segnen mit Frieden“ (29, 11) und erklärt den scheinbaren Widerspruch zwischen den beiden Teilen: „Ich interpretiere diesen wunderbaren Vers so, dass Gott seinem jüdischen Volk Kraft geben wird, und nur durch diese Kraft werden sie den Schalom, den Frieden, erreichen …

[Die G]eschichte hat gezeigt, dass Juden ohne Macht anfällig für das älteste, den Menschen bekannte, Vorurteil sind – ein Vorurteil, das abnehmen mag, so wie mehrere jahrzehntelang nach dem Zweiten Weltkrieg geschehen, doch stets erhebt es seinen hässlichen Kopf, wie jetzt in England, Frankreich, Osteuropa und bei den ganz Linken in den USA. Wenn jüdische Macht und jüdischer Einfluss für den Zweck von Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt werden – so wie heutzutage – ist dies nichts, wofür man sich schämen muss. Es sollte ein Grund sein, stolz zu sein.“

In der Geschichte ist wohl keine andere Nation oder kein anderes Volk so beständig attackiert und verfolgt worden wie die Juden, und trotzdem sind sie nicht untergegangen.

Letztlich erkennen wir, dass nicht nur die Bemühungen der Juden zu deren Überleben beigetragen haben: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen“ (Sach. 4, 6). Gewiss hat Gott das Volk und Land Israel durch die Zeitalter hindurch gesegnet und bewahrt, alles menschliche Verstehen übersteigend. Das ist die einzig plausible Erklärung für unsere Existenz, ein lebendes Wunder!

– Red.