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Ein Dinner mit Mitgliedern des britischen House of Lords


Vor einigen Wochen war ich zu einem Dinner mit einer neunköpfigen Delegation des britischen House of Lords und einem Dutzend europäischer Parlamentarier eingeladen, die zu Besuch in Israel waren. Sie kamen, um ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat nach dem Massaker der Hamas im vergangenen Jahr zu bekunden. Sie besuchten die verwüsteten Ortschaften im Süden des Landes und Familien, deren Angehörige immer noch in Geiselhaft in Gaza gehalten werden.

Ein Professor und ein Abgeordneter der Knesset sprachen über die düsteren Erwartungen für die Lage in der Region. Dann wandte sich Lord Peter Mandelson, ein Mitglied des House of Lords, an die Gruppe. Er fand aufrichtige Worte des Bedauerns über Israels Verluste und war offensichtlich berührt von der Notlage der Geiseln.

Auch teilte er seine Prognose bezüglich des israelisch-palästinensischen Konflikts, basierend auf seiner eigenen Erfahrung. Er war Mitglied des Kabinetts in der britischen Regierung und war damit an dem Abkommen von 1998 zwischen Irland und dem Vereinigten Königreich beteiligt, wodurch Jahrzehnte der Gewalt und des Terrors beendet wurden.

Nicht alle Konflikte sind gleich

Unter Stirnrunzeln sagte er voraus, dass Israelis und Palästinenser irgendwann des Kämpfens überdrüssig sein werden, genau wie damals die Briten und die Iren. Dann pries er die Zweistaatenlösung als die einzig mögliche Lösung an.

Er nahm die Massen von pro-Hamas Demonstranten auf die leichte Schulter, sie seien nur unwissend. Er betonte pro-israelische Sympathien, die im Grund in der britischen Öffentlichkeit herrschen, warnte aber dass sich das ändern könnte, wenn der Krieg weiter andauert.

Wie relevant ist also sein Verweis auf den britisch-irischen Konflikt? Sicherlich spielte Religion eine Rolle, aber Feindseligkeit zwischen Katholiken und Protestanten erreichte nie den teuflischen Fanatismus, mit dem Israel konfrontiert ist. Weder die Briten noch die Iren beabsichtigten jemals die völlige Auslöschung der jeweils anderen Gruppierung. Der Daseinsgrund der Hamas, wie er in deren Charta dargelegt wird, ist die Zerstörung Israels und der Tod aller Juden weltweit. Weder Briten noch Iren enthaupteten Dutzende von Babys und Senioren, wie es die palästinensischen Terroristen taten. Auch haben sie nicht ein Baby vor den Augen seiner Mutter in einem Ofen gebacken, bevor sie auch die Mutter umbrachten. Ein paar Tage später wurden diese Taten von Millionen von pro-Hamas Demonstranten in London, New York, Sydney und Ramallah bejubelt. Solche Menschen haben keine Moral.

Seine Lordschaft übersah die unermüdliche, gewaltsame Stammesrache, die im Nahen Osten von Generation zu Generation weit verbreitet ist. Dies sind die hochgeachteten Prinzipien von Muruwah (Arabisch für Männlichkeit), Scharaf (Ehre) und Karama (Würde), die zur arabischen Gesellschaft gehören. Er übersieht den Schahidismus (Märtyrertum), welches das höchste Bestreben in Kulturen ist, die den Dschihad (heilige Kriegsführung) beinhalten.

Der frühere Anführer der Hamas, Khaled Meshaal, ließ keinen Zweifel offen, als er sagte, dass jegliche Waffenruhe mit Israel nur eine Taktik sei, um sich erneut zu bewaffnen und den Kampf bis zur Zerstörung Israels fortzusetzen (New York Times, 27.04.08). Erst kürzlich sagte Ghazi Hamad, ein offizieller Vertreter der Hamas, dass sie das Massaker vom 7. Oktober noch millionenfach wiederholen würden, bis Israel zerstört sei (Lebanese Broadcasting Corporation, 24.10.23).

Selbst unser „Friedenspartner“, die Palästinensische Autonomiebehörde, hat solche Bestrebungen. Gemäß des verstorbenen Faisal Husseini, einem „gemäßigten“ Vertreter der Palästinenser, waren die Friedensvereinbarungen von Oslo ein trojanisches Pferd, um Israels Zerstörung phasenweise einzuleiten (Al Arabi, 24.06.01). Husseini sollte es wissen. Er war ein Berater der Friedenskonferenz von Madrid 1991 und der nachfolgenden Verhandlungen mit Israel. Sein Ziel, Israels in mehreren Phasen zu zerstören, wurde von anderen offiziellen Vertretern wie z.B. Abbas Zaki wiederholt, einem Mitglied des Zentralkomitees der Fatah (Al Jazeera, 23.09.11). Es hat einen Grund, warum das PA-Regime in Ramallah Renten für Terroristen (sogar für die in Gaza) bezahlt und Schulbücher herausgibt, die bis heute, von Generation zu Generation, den Terror verherrlichen.

Ein sinnloses Streben

Israel ist wahrscheinlich tatsächlich erschöpft, aber nicht in seinem Überlebenskampf. Wir sind der Versuche von irregeführten ausländischen Führungspersonen überdrüssig, die uns eine gescheiterte Zweistaatenlösung aufzwingen wollen. Die jüdische Nation hatte sie akzeptiert und während des 75-jährigen Bestehens des Staates mehrfach versucht, umzusetzen, sogar inklusive der Teilung Jerusalems: 1948, 1993, 2000, 2005 und 2008, ohne jegliches Resultat. Jedes Mal wurde es abgelehnt, gefolgt von weiterem Terror der Palästinenser.

Israel hat wiederholt substanzielle, schmerzliche Zugeständnisse im Tausch gegen Frieden gemacht, zuletzt in 2005 durch einen einseitigen Rückzug aus dem Gazastreifen, bei dem 10.000 jüdische Einwohner vertrieben wurden. Dies wurde Israel mit 30.000 palästinensischen Raketenangriffen vergolten, d.h. mit 30.000 Versuchen des Massenmords an israelischen Zivilisten und dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober. Nach solchen Kriegsverbrechen glauben heute mehr Israelis, dass die Abtretung von mehr Land an die Palästinenser eine Einladung zum nächsten Krieg darstellt und damit selbstmörderisch und irrational ist. Sich aus dem Land Israels zurückzuziehen wird keinen Frieden bringen. Die amerikanische und europäische Besessenheit mit der Zweistaatenlösung erinnert an ein trotziges Kind, das auf quadratische Bauklötze einschlägt in dem Versuch, sie durch eine runde Öffnung zu zwingen.

Ein Aufruf zum (Völker-) Mord

Die Einschätzung der Massen von pro-Hamas Demonstranten als Unwissende seitens des Lords war leichtfertig. Millionen von Menschen, vor allem Anhänger des Islam und deren linksgerichtete, oftmals sozialistische und andere progressive Sympathisanten, nahmen daran teil. Viele trugen palästinensische Flaggen und Schilder, auf denen stand: „Widerstand mit allen Mitteln“. Sie grölten „Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein“. Das geschah, bevor Israel auf das Massaker reagierte.

„Widerstand mit allen Mitteln“ bezog sich auf die Gewalt der Hamas, welche die brutale Ermordung von Zivilisten und Verschleppung der Geiseln beinhaltete. Die Demonstranten hießen die grausamsten Taten der Hamas gut.

Der Slogan „Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein“, war ein offener Aufruf zum Völkermord, einer ethnischen Säuberung. Es bedeutet, Juden und deren Staat vom Gebiet zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer zu vertilgen. Einige Medien versuchten die Rufe der Demonstranten durch die Behauptung zu beschönigen, dies bedeute nur die Erschaffung von Frieden für die Palästinenser. Aber wir kennen diesen Slogan schon jahrzehntelang.

Jassir Arafat, das verstorbene Oberhaupt der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), erklärte 1970: „Unser Hauptziel ist die Befreiung des Landes zwischen dem Mittelmeer und dem Fluss Jordan… wir befassen uns nicht damit, was im Juni 1967 geschah oder mit der Beseitigung der Folgen aus dem Junikrieg. Das Hauptziel der palästinensischen Revolution ist die Ausrottung des zionistischen Daseins aus unserem Land und dessen Befreiung“ (Martin Gilbert, Israel: A History, Black Swan, London, 1999, S. 418). Hier geht es nicht um die Befreiung Gazas und der Westbank, um Platz für eine Zweistaatenlösung zu schaffen. Der Palästinenserkonflikt drehte sich schon immer um Israels schiere Existenz.

Gebildeter Hass

Der Lord mag solche Slogans einfach als Tiraden von Unwissenden abtun, aber sie sind rund um die Welt aus dem Boden geschossen und das nicht nur bei populistischen Protesten. Selbst an den angesehensten Elitehochschulen weltweit, einschließlich der Harvard Universität, brodeln hasserfüllte und antisemitische Demonstrationen. Derzeit stehen 99 Universitäten in den Vereinigten Staaten unter staatlicher Beobachtung wegen der Zulassung von Antisemitismus auf dem Campus. Die Hochschulen haben extremistische Elemente begünstigt, was dazu führte, dass jüdische Studenten zu Zielscheiben für beleidigende Belästigungen durch pro-palästinensische Studenten und radikale Professoren gemacht wurden, die Israels Zerstörung verlangen, so dass Juden inzwischen Angst haben, sich zu ihrem Jüdischsein öffentlich zu bekennen. Jüdische Studenten berichten, dass sie Davidstern-Ketten und religiöse Kopfbedeckungen entfernt haben.

Präsidentin der Harvard Universität, Claudine Gay, bei einer Eröffnungsansprache im US-Kongress in Washington DC am 5. Dezember 2023.

Während einer Anhörung im US-Kongress zum wachsenden Antisemitismus auf dem Campus gaben die Präsidentinnen von Harvard und 2 weiteren Hochschulen ausweichende Antworten auf wiederholte Fragen und weigerten sich, zu sagen, dass der Ruf nach Völkermord an den Juden gegen die Regeln der Hochschule verstößt. Sie sagten, es käme auf den „Zusammenhang“ an. Wie schwierig kann es für die Präsidentin von Harvard sein, diese Frage zu beantworten? Ginge die Frage um Afroamerikaner oder Muslime, die bedroht werden, wäre die Antwort wohl schnell und eindeutig ausgefallen.

Eine Harvard CAPS/Harris Umfrage im Dezember 2003 fand heraus, dass die Mehrzahl der Amerikaner mit Israel sympathisiert. Jedoch sagten 51 % in der Altersgruppe der 18-24-jährigen, die typisch für Universitäten ist, dass Israel „zu einem Ende kommen und das Land an die Hamas und an die Palästinenser gegeben werden sollte“. Das ist die nächste Generation von Führungspersonen in Politik und Wirtschaft in Amerika.

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Die Normalisierung von Massakern an Juden

Es ist populär geworden, offen die Ermordung von Juden zu verlangen. Ein extremistischer Imam vor einer Menschenmenge in Montreal, ein radikaler Aktivist vor einer Menschenmenge in London und Andere.

Am 13. Januar 2024 sagte der 25-jähriger palästinensische Poet, Journalist und bekannte Aktivist Mohammed el-Kurd, einer kreischenden Menge bei einer Anti-Israel-Demonstration in London, dass „wir Massaker als gegenwärtigen Zustand normalisieren müssen“ und bezog sich dabei auf die Angriffe am 7. Oktober. Die Menschenmenge reagierte jubelnd. Sind sie unwissend? Nein, sie wollen weitere Massaker wie am 7. Oktober.

Dies wird sich nicht dadurch lösen lassen, Massen von Völkermord verherrlichenden Antisemiten als Unwissende zu verharmlosen.

Israel ist dankbar für die Bekundungen des Mitgefühls seitens der Lords und vieler ausländischer Delegationen, die nach Israel kamen. Großbritannien, die USA, Deutschland und andere EU-Staaten waren große Unterstützer in Israels Kampf gegen den Terrorismus der Hamas. Es ist allerdings klar, dass am Tag nach Beendigung des Krieges der internationale Druck wachsen wird, den gescheiterten Prozess einer Zweistaatenlösung zu erneuern, welcher tatsächlich Krieg und Terror begünstigt, statt ihn zu bekämpfen. Diese Art von Lösung braucht Israel nicht.