Noch bevor die aktuelle israelische Regierung überhaupt ihren Amtseid leistete, haben Regierungschefs aus aller Welt den designierten Premierminister, Benjamin Netanjahu, und seine Koalition des rechten Flügels gescholten und gewarnt, dass eine „Zweistaatenlösung“ der einzige Weg zum Frieden mit den Palästinensern sei. Die meisten Israelis betrachten das als eine „Dinosaurierdiplomatie“: unrealistisch, veraltet und naiv. Es folgen einige Beispiele der tatsächlichen Situation, über die viel zu wenig berichtet wird.
Christen werden in Bethlehem verfolgt, der ältesten christlichen Gemeinde der Welt. Es findet unaufhörlich statt und ist beängstigend. Nur wenige trauen sich, darüber zu sprechen und niemand unternimmt etwas dagegen.
Arabische Christen sind Dhimmis (untergeordnete Nicht-Muslime) und werden wie Einwohner zweiter Klasse mit eingeschränkten Rechten behandelt. Sie werden willkürlich verprügelt oder verhaftet aufgrund von an den Haaren herbei gezogenen Anschuldigungen, ihre Häuser werden geplündert und zerbombt, Kirchen entweiht oder niedergebrannt und das Eigentum von der regierenden Palästinensischen Autonomiebehörde konfisziert.
In den meisten Fällen erstatten die Opfer selbst keine Anzeige bei den Behörden aus Angst vor Angriffen eines muslimischen Mobs durch ihre Nachbarn. Die Täter werden nur selten inhaftiert oder die Fälle werden einfach abgewiesen. Die Christen trauen sich nie, die palästinensische Regierung für die Angriffe zu beschuldigen.
Wie von zahlreichen Quellen berichtet ist, wurde im April 2022 der palästinensische evangelikale Pastor Johnny Shahwan von der PA inhaftiert und beschuldigt „die Normalisierung mit den Zionisten zu fördern“. Er tauchte auf einem Foto auf, das in seinem Glaubenszentrum Beit Al-Liqa aufgenommen wurde. Auf dem Bild stand er neben Rabbi Jehudah Glick, einem früheren Mitglied der Knesset (dem israelischen Parlament) und einer Gruppe deutscher Touristen. Kurz nachdem das Foto in den Social Media erschienen war, tauchten bewaffnete Männer auf und schossen auf das Zentrum. Der Pastor wurde 40 Tage lang inhaftiert und das Glaubenszentrum geschlossen, angeblich zu seiner eigenen Sicherheit.
Trotz der Häufigkeit wird über solche Vorkommnisse in den internationalen Medien nur selten berichtet, sagt der muslimische Journalist Khaled Abu Toameh: „Die Angriffe durch Muslime auf Christen werden oft von der internationalen Gemeinschaft und den Medien ignoriert, die sich anscheinend nur zu Wort melden, wenn es darum geht, Israel zu beschuldigen“ (Gatestone Institute, 31.10.2022).
Die PA unterdrückt Berichte über Vandalismus in den Nachrichten und gestatten nur Darstellungen als Opfer aufgrund israelischer Aggression und Diskriminierung. Rabbi Pesach Wolicki, Direktor des Zentrums für jüdisch-christliche Verständigung und Kooperation, der seit 2016 mit arabischen Christen in Bethlehem gearbeitet hat, sagt: „Christen in Bethlehem stehen seit vielen, vielen Jahren unter Angriff. Es gab Bombenanschläge. Immer wieder kommt es zu körperlichen Angriffen auf Christen. Das geschieht regelmäßig, seitdem die palästinensische Autonomiebehörde die Macht übernommen hat“ (Israel365 News, 21.11.2022).
Zwischenzeitlich stellen die Christen Bethlehems, die 1947 noch 85 % der Bevölkerung ausmachten, nur noch 15 % der Einwohner im Jahr 2016 (ibid.).
Im Dezember werden bunte Lichterketten über dem Krippenplatz im Zentrum Bethlehems aufgehängt, einige davon bilden Dreiecke, die Christbäumen gleichen, aber es gibt keine religiösen Symbole, keine Krippen, keine Christusfiguren. Es ist nur noch ein kulturelles Fest und kein religiöser Feiertag mehr.
Der Journalist Raymond Ibrahim schreibt: „Aufgrund ständiger, wenn auch stiller Verfolgung steht das Christentum auf der Schwelle zum Aussterben an dem Ort seiner Geburt – Bethlehem, dem Ort von Christi Geburt. Es ist eine Stille, die dem Weihnachtslied ‚Stille Nacht‘ eine unheilvolle Bedeutung gibt“ (Gatestone Institute, 25.12.2022).
Im Lauf der Weltgeschichte wurde Jesus der Erlöser, Messias und Prinz des Friedens genannt.
Bei der palästinensischen Autonomiebehörde liegt die Betonung jedoch woanders. Jesus wird verehrt als „palästinensischer Terrorist, der von den Israelis ermordet wurde und somit zum ersten palästinensischen Märtyrer wurde, [und] der nun im Himmel mit Allah verweilt in den Armen von 72 dunkeläugigen Jungfrauen“ (Palestinian Media Watch, 25.12.2022).
Im palästinensischen Sprachgebrauch ist das Märtyrertum die höchste Form der Hingabe und die folgende Beerdigung wird als ‚Hochzeit‘ betrachtet, die es einem Terroristen erlaubt, 72 Jungfrauen im Himmel zu genießen.
Es ist eine alte Masche der PA, das Neue Testament falsch auszulegen und die Geschichte umzuschreiben als Propaganda für die Förderung der palästinensischen Sache. Jesus wird immer wieder beschrieben als Fida’i (ein sich selbst opfernder Krieger) und Schahid (islamischer Märtyrer). Dies sind die identischen Umschreibungen, die auch als höchste Ehre für Selbstmordattentäter verwendet werden (Palestinian Media Watch, 14.01.2022).
Im Parlament der Palästinensischen Autonomiebehörde ist die Fatah die zweitgrößte Partei (die terroristische Organisation Hamas ist die größte). Sie wurde 1959 gegründet von Jassir Arafat. Der Parteivorsitzende ist Mahmoud Abbas, der am 15. Januar das 20. Jahr (!) einer vierjährigen Amtszeit als Präsident in der PA antrat.
Bei den Vereinten Nationen, in den europäischen Hauptstädten und überall anders verschafft es ihm ein Publikum, wenn Präsident Abbas die Notwendigkeit eines gerechten Friedens für das palästinensische Volk betont.
Der Kampf für Frieden hat jedoch einen Haken. Nehmen wir letztes Jahr als Beispiel. An einem einzigen Wochenende vom 5. bis 7. August schoss die Hamas 1100 Raketen von Gaza aus auf Israel ab.
Manchmal befinden wir uns selbst nahe der Gefahr. Am 19. Juli, wie wir damals berichteten, gab es einen terroristischen Anschlag nur hundert Meter von unserem Zuhause entfernt. Am 14. August waren wir auf dem Heimweg von der Kotel (der Gebetsmauer des Tempels) in der Altstadt Jerusalems, wo wir für Hunderte von Menschen gebetet hatten, die uns in der Woche davor mit der Bitte um Fürbitte geschrieben hatten. Ein paar Stunden später wurde an derselben Stelle nahe König Davids Grabstelle auf einen Bus geschossen, 8 Passagiere wurden verletzt.
Danach, am 23. November, wurde eine Bombe im Berufsverkehr gezündet, die jedoch nicht hochging. Zahlreiche Kinder warteten an einer Bushaltestelle in unserem Stadtviertel, wieder nur hundert Meter von unserem Zuhause entfernt.
Die Medienüberwachungsgruppe Palestinian Media Watch enthüllte:
· Am 2. Oktober postete die Kommission der Fatah für Information und Kultur einen Bericht auf ihrer Facebook Seite und prahlte mit mehr als 7200 Widerstandsaktionen [Terrorangriffen] seit Anfang 2022 in der Westbank. Bombenangriffe, Schüsse und gewaltsame Demonstrationen gehören mit dazu (PMW, 26.10.2022).
· Im offiziellen Fernsehen der PA prahlte am 28. September der Moderator der Topic of the Day (Thema des Tages) Show, Muhammad al-Lahham des Fatah Revolutionsrates, dass im Jahr 2022 „die Anzahl der Getöteten [d.h. Israelis] bereits 20 beträgt“ (PMW, 08.12.2022).
Und im Jahr 2023?
· Der Revolutionsrat erklärte in der Tageszeitung der PA Al-Hayat Al-Jadida am 7. Dezember 2022, dass gewalttätiger „Widerstand eine nationale Pflicht für alle sei und … eine notwendige Entscheidung, von der es kein Zurück mehr gibt. Die Fatah wird ihre Beteiligung am Widerstand in allen Bereichen verstärken“ (PMW, 05.01.2023).
· Al-Hayat Al-Jadida berichtete am 30. Dezember 2022, dass die Fatah vorhat, „alle Arten von Widerstand, die unserem Volk noch bleiben, zu eskalieren, zu organisieren, zu entwickeln und auszubauen“ (ibid.).
Hat all die Hetze und Propaganda eine Wirkung? Eine Untersuchung des palästinensischen Zentrums für Politik und Meinungsforschung, die am 13. Dezember 2022 veröffentlicht wurde, enthüllt überwältigenden Rückhalt unter den Palästinensern (72 %) für „den bewaffneten Kampf“ gegen Israel (berichtet durch Intelligence and Terrorism Information Center, 08.01.2023).
Ein Beispiel: Als Karim Younes, der für den Mord an einem Israeli 1980 eine 40-jährige Gefängnisstrafe absaß, am 5. Januar 2023 entlassen wurde, wurden 40.000 Briefe mit Botschaften der „Liebe, Dankbarkeit und Wertschätzung“ für den reuelosen Younes von arabischen Schülerinnen an der Bethlehem High School für Mädchen und zahlreichen anderen Schulen eingesammelt (PMW, 3. und 17.01.2023).
Für die PA liegen alle Optionen auf dem Tisch. Die Medienbeobachtungsgruppe Palestinian Media Watch berichtete (04.01.2023) über den Einsatz der PA von Tieren in deren Propagandakrieg gegen Israel. Al-Hayat Al-Jadida wird zitiert, die in der Ausgabe vom 27. Dezember 2022 berichtete, dass israelische Siedler „zur Zerstörung von palästinensischer Agrarfläche Herden von Wildschweinen in die Richtung dieser Anbauflächen trieben“.
Leichtgläubige Organisationen wie der größte Lehrerverband Großbritanniens, die National Education Union, griffen die Geschichte willfährig auf und veröffentlichten sie in ihrem eigenen Mitteilungsblatt Educate (Honest Reporting, 09.01.2023).
Solch eine Verleumdung sollte schon allein wegen mangelnder Logik versagen. Juden in Israel ziehen keine Schweine auf, da sie nicht koscher (biblisch erlaubt) sind. Die Vorstellung rasender Herden von Wildschweinen ist gleichermaßen absurd.
Es geht allerdings nicht nur um Schweine, auch Rinder kommen ins Spiel.
Al-Hayat Al-Jadida (27.12.2022) berichtet: „Die Rinderherden der [jüdischen] Siedlungen dringen willkürlich in den Grund und Boden [des arabischen Dorfes] Yanun ein und fressen alles auf, was ihnen in den Weg kommt. Sie unterscheiden nicht zwischen Olivenbäumen und Eichen.“ Anscheinend haben diese Kühe eine besondere Ernährungsform, die aus palästinensischen Oliven besteht, während die israelische Variante unangetastet bleibt.
Es gibt aber noch mehr davon, man mag es kaum glauben. Die Kühe werden „angeworben und ausgebildet, um den Hals jeder Kuh hängt ein Medaillon mit einem Abhör- und Aufnahmegerät und manchmal auch Kameras, um sämtliche Details in Khirbet Yanun zu überwachen.“ Niemand sollte die Fähigkeiten der Israelis unterschätzen, aber die Vorstellung einer ausgetüftelten Überwachungsoperation, bei der „ausgebildete“ Kühe in der Nähe eines Bauerndorfes mit 102 Einwohnern 30 km nördlich von Jerusalem eingesetzt werden, ist einfach dumm.
Diese Farce erinnert an eine andere Fantasiegeschichte, die am 18. Juli 2008 veröffentlicht wurde in einer Ausgabe der palästinensischen Tageszeitung. Es wurde behauptet, dass Israelis in Jerusalem „Körbe gefüllt mit Ratten in die Altstadt trugen und sie dort in den [arabischen] Vierteln frei ließen“. So wie die vorgenannten Kühe waren dies zweifelsfrei wohl auch gut ausgebildete Ratten, da sie nur die arabischen Einwohner bedrohten, während die jüdischen Einwohner vor der Plage verschont blieben!