Wie viele Nichtjuden loben Gott für Seine Barmherzigkeit, Seine vielen Segensbeweise, guten Taten, liebende Güte gegenüber … Israel? Nichtjuden, die Lob darbringen für Israels Segen? Ist das überhaupt ein Thema? Absolut!
Schau Dir Psalm 117 an, das kürzeste Kapitel in der Bibel – nur 2 Verse: „Lobt den HERRN, all ihr Nationen! Rühmt ihn, alle Völker! Denn mächtig über uns ist seine liebende Güte! Die Treue des HERRN währt ewig! Lobt den HERRN!“ Das heißt, wie wir noch sehen werden, dass Nichtjuden Gott für seine Gnadentaten an Israel loben sollen.
Juden rezitieren Psalm 117 regelmäßig als Teil des Hallels (Psalmen 113-118) bei religiösen Festen und zu Beginn eines neuen Monats. Auch Christen ist er wohlbekannt wegen seines allgemeinen Danks an Gott. Ein geistlich gesinnter Mensch, ob Jude oder Nichtjude, der Gottes Güte in irgendeiner Weise erfahren hat – durch eine Heilung, eine Existenzgrundlage, das Finden eines geeigneten Ehepartners, oder ähnliches – wird Gott wahrscheinlich loben und danken für Seine Chessed (hebräisch für liebende Güte).
Tatsächlich danken Millionen Christen und Unterstützer Israels Gott für Seine Treue und Güte gegenüber Israel. Doch es gibt andere Christen – die überwiegende Mehrheit in der ganzen Welt – die nicht besonders an Israel denken, die denken, Israel habe heutzutage keine biblisch-prophetische Bedeutung. Ihnen käme es kaum in den Sinn, Gott für Israels Glück mehr als für das Timbuktus zu danken.
Auch diejenigen, die Israel nur eine minimale prophetische Bedeutung beimessen, würdigen Israel heutzutage kaum Gottes liebender Güte. Sie betrachten Israel nur als Bestätigung ihrer eigenen eschatologischen Perspektive und sehen die Juden nur als Ziel von Konversionsversuchen.
Auch wenn viele Psalmen allgemeingültige Botschaften haben, die Juden wie auch Nichtjuden inspirieren, sollte man niemals den Original-Kontext und die primäre oder offensichtliche Bedeutung ignorieren. Man sollte immer fragen: Wer spricht? Zu wem spricht er? Über wen spricht er? Und mehr.
Wie die meisten Psalmen, wurde Psalm 117 von König David verfasst (so der Bibelausleger Ibn Ezra aus dem 11. Jahrhundert). Obwohl verschiedene Verfasser anderer Psalmen identifiziert wurden, wird das Zusammentragen aller Psalmen im Buch der Psalter traditionell David zugeschrieben. Klar ist, ein Jude, ein Israelit hat Psalm 117 verfasst.
Gemäß seiner klaren Bedeutung ermahnt also ein Israelit die gewünschte Zuhörerschaft, die Nationen (das heißt alle Nichtjuden), Gott für seine liebende Güte für uns (das heißt die jüdische Nation) zu loben. Das ist die logischste, offensichtlichste Lesart des hebräischen Textes, der mit dem Befehl zum Lob in der zweiten Person Plural („ihr“) beginnt und in der zweiten Hälfte zur ersten Person Plural („uns“) wechselt, wenn die Gründe dargelegt werden. Der Psalmist steht sozusagen den Nationen gegenüber, die er anspricht, indem er von „ihr“ und „wir“ spricht.
Es mag zusätzlich zur offensichtlichen Bedeutung noch andere legitime Interpretationen, Bedeutungsebenen oder Konnotationen, geben, doch gemäß des talmud’schen, hermeneutischen Prinzips, „ejn mikra joze midej peschuto“, weicht die Schrift nicht von ihrer primären Bedeutung ab oder verliert diese (Yevamot 24a).
So sollen die Nationen Gott also für Gottes liebende Güte für Israel preisen, oder genauer gesagt, weil (ki im Hebräischen) diese für Israel so groß, so überwältigend ist.
Rabbinische Ausleger diskutieren darüber, warum die Nichtjuden wegen dieses Grundes, dass Er gut zu den Juden ist, Gott loben sollten. Warum sollte das die Nichtjuden kümmern, warum sollten sie geneigt sein, dies zu tun? Manche beziehen den Psalm auf die Zeit Davids, als Israels Herrschaftsbereich relativ viele Nachbarländer umfasste (Ibn Ezra, zum Beispiel). Andere sagen, er beziehe sich auf das künftige Messianische Zeitalter, wenn die Nationen endlich voll Gunst auf Israel schauen (Radak). Letztere Sicht scheint treffend, da historisch gesehen die Nationen, ob heidnisch, christlich oder muslimisch, typischerweise Unterdrücker der Juden waren. In jedem Fall legt der Psalm dar, dass Gottes Wohlwollen Israel gegenüber ein Grund zum Lob durch die Nichtjuden ist.
Wie oben erwähnt, ist liebende Güte im Hebräischen Chessed. Schauen wir uns an, worauf sich Chessed in anderen Psalmen bezieht. Psalm 136 ist besonders geeignet hierfür. Er listet zahlreiche Beispiele dafür auf, wie sich Gottes Chessed oder liebende Güte zeigt. Jeder Vers endet mit „ki le’olam Chassdo“ – „denn seine liebende Güte währet ewiglich.“ (Beachte: Viele Übersetzungen geben das ursprünglich im Hebräischen verwendete „Chassdo“ mit „Seine Gnade“ wieder. „Gnade“ im Hebräischen ist korrekterweise aber „Rachamim“.)
Hier also die Beispiele aus Psalm 136, die Gottes liebende Güte zeigen: Die Erschaffung des Firmaments – Sonne, Mond und Sterne (Vv. 5-9); der Auszug, inklusive der Plagen für Ägypten, und die Teilung des Meeres (Vv. 10-15); Gottes Versorgung Israels während der Wüstenwanderung (V. 16); der Sieg über Feinde und die Übernahme ihres Landes als Erbe durch Israel (Vv. 17-24); die Speisung allen Fleisches (V. 25).
In Bezug auf den Auszug, die Befreiung der versklavten israelitischen Nation, ihre Führung durch die Wüste oder die Speisung allen Fleisches, würden viele Christen dem zustimmen, dass Gott lobenswert ist.
Doch in der heutigen postmodernen, postjüdisch-christlichen Gesellschaft durchdringt eine erwartete Uniformität des Denkens (eine neue antibiblische Gleichschaltung – in milder Form) alle Bereiche der Gesellschaft, darunter viele Kanzeln. Eine beträchtliche Anzahl Christen folgt den humanistischen Maßstäben einer selektiven sozialen Gerechtigkeit und einer relativierten Moral, statt Gottes Maßstäben. Gott zu loben für das Gewinnen von Kriegen und die Übernahme des Landes Anderer (oder einfach für die Befreiung des eigenen, gottgegebenen Landes, wie es Israel 1967 tat), wäre für diese „politically correct“-Christen schwer verdaulich, trotz aller biblischen Prophetien.
Und doch ist genau das die Art von Chessed, die Israel zu biblischen Zeiten erfahren hat und auch heute noch erfährt, und welche die Bibel für die Zukunft vorhersagt. Und die Nationen sind aufgefordert, Gott dafür zu loben. Dies ist nicht die einzige Form von Chessed, aber gewiss eine davon – und auch eine sehr bedeutende.
An diesem Punkt, wenn nicht schon früher, mag manch Kritiker sagen, meine Lesart von Psalm 117 sei zu eng, zu israel-spezifisch, zu exklusiv. Eine allgemeinere Interpretation ist gewünscht, Gottes Gutherzigkeit soll auf die ganze Menschheit bezogen werden. Und ganz sicher keine sein, die so politiklastig ist. Und warum eine so große Sache aus einem so kleinen Psalm machen?
Doch es ist nicht nur dieser kleine Psalm. Man findet diese sich um Israel drehende Begründung für das Lob von Nichtjuden in der ganzen Heiligen Schrift. Psalm 98 bezieht sich auf die siegreiche rechte Hand Gottes (ein biblischer Ausdruck für Sieg im Kampf), welche die Rettung und Gerechtigkeit vor den Nationen gezeigt hat (Vv. 1-2). Rettung oder Sieg für wen? Für Israel! Gott „hat an seine Chessed [seine liebende Güte] und Treue gegenüber dem Haus Israel gedacht; alle Enden der Erde haben gesehen die Rettung unseres Gottes“ (V. 3). Wie sollten die Nationen darauf reagieren? „Jauchzt dem HERRN, alle Welt; brecht in Jubel aus, frohlockt und lobsingt! Lobt mit Harfen … mit Trompeten … jauchzt vor dem HERRN, dem König“ (Vv. 4-6).
Mose, der sich auf die endgültige Erlösung freute, rezitierte ein Lied just vor seinem Tod, in dem er die Nationen ebenfalls ermahnte, sich für und mit Israel zu freuen wegen dessen Sieg über seine Feinde (5. Mo. 32, 43, vgl. auch Röm. 15, 10).
Jesaja beschreibt in den Kapiteln 60, 61, 62 und 66 wie die Nichtjuden Gottes Herrlichkeit gegenüber Israel erkennen werden, wenn es endgültig wiederhergestellt wird. Nicht nur, dass sie dies erkennen werden, nein, sie werden auch aktiv daran beteiligt sein, den Prozess der Rückführung von Juden nach Israel zu unterstützen.
Gott ruft die Nationen dazu auf, Israels Wiederherstellung und Rückführung in sein Land mit aufrichtiger Freude zu feiern: „Frohlockt mit Freuden über Jakob und ruft es auf den Bergkuppen der Nationen! Verkündet, singt und sprecht: Hilf, o HERR, deinem Volke, dem Überrest Israels“ (Jer. 31, 7 [6]). Zudem wird den Nichtjuden befohlen, aktive Unterstützer und Botschafter in der ganzen Welt für Israels Rückkehr in sein ihm von Gott gegebenes Land zu sein (Vv. 10-11).
Die Bibel macht deutlich, dass die Sache mit der Unterstützung Israels nicht egal ist. Es ist keine Frage einer leidenschaftslosen Debatte. Passiv zuzuschauen im Fernsehen, wie sich Prophetie in Israel erfüllt, ist keine biblische Option. Wenn Christen als Zeichen des Hohns BDS-Boykotte von Israel unterstützen, ist eine entschlossene, lautstarke Reaktion gefordert.
Sei dankbar für Gottes liebende Güte Dir gegenüber. Lobe Ihn für die Segensbeweise, die Du persönlich erlebt hast.
Doch Gott erwartet auch aufrichtiges, emotionales Lob – lauten Freudenjubel, mit Instrumenten – für Seine liebende Güte und Treue Israel gegenüber. Er erwartet auch aktives Engagement, sogar als Botschafter und Sponsoren von Israels Wiederherstellung. Indem Er seine Verheißungen Israel gegenüber erfüllt und so Seine Treue beweist, wird Sein Name geheiligt und verherrlicht. Und das, weil Er einen Bund mit Israel hat – geschlossen mit Abraham – einer, der eine Quelle des Segens für alle Nationen sein kann. Gott hat seine Wahl getroffen. Wirst Du es auch tun?