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Von Sorge zu Freude: 48 Stunden in Israel


Zwei aufeinanderfolgende Tage im israelischen Kalender, Gedenktage, geben Aufschluss über das Herz und die Gedanken der modernen jüdischen Nation. Sie übermitteln Grundwerte und widerspiegeln die Einheit der israelischen Gesellschaft, trotz der religiösen und politischen Spaltung nach außen, die von den Nachrichtenmedien immer wieder thematisiert wird.

Die beiden Tage sind Jom Hasikaron (Gedenktag für die Gefallenen) und Jom Ha-atzma-ut (Unabhängigkeitstag).

Die Stimmung der beiden Tage unterscheidet sich sehr stark voneinander und der Übergang vom einen zum nächsten ist abrupt: von Sorge zu Freude.

Israel kommt zum Stillstand

Der Gedenktag für die Gefallenen beginnt mit Sirenen, die im ganzen Land eine Minute lang um 8 Uhr abends aufheulen. Während dieser Minute stehen alle in Stille – zu Hause, auf der Straße, im Bus – um den 24.000 gefallenen Soldaten und 3500 Terroropfern zu gedenken, die Trauer zu teilen und über den Preis nachzudenken, den wir für unsere Freiheit und Sicherheit zahlten. Alle Fahrzeuge bleiben stehen, sogar auf den Autobahnen. Fahrer und Passagiere steigen aus und stehen.

Restaurants und Vergnügungsstätten sind an diesem Tag geschlossen. Die regulären Fernsehsendungen werden durch eine nationale Gedenkzeremonie ersetzt, gefolgt von den vorgelesenen Namen der Soldaten, die in Israels Kriegen gefallen sind. Die Biographien einzelner Soldaten werden gezeigt. Die Radiosender spielen bedrückende, nachdenkliche Musik.

Um 11 Uhr am nächsten Tag, heulen die Sirenen wieder. In den Schulen tragen die Kinder blau-weiße Kleidung und stellen sich wiederum auf. Gedenkzeremonien werden im ganzen Land an öffentlichen Plätzen gehalten. Militärfriedhöfe werden von Menschenmassen besucht. 24 Stunden des Gedenkens.

Unsere Hoffnung stirbt nicht

Mein Sohn Akiva und ich waren bei einer solchen Zeremonie in Jerusalem zusammen mit Hunderten andern Israelis, Alt und Jung. Zwei Frauen traten an das Rednerpult, um das Programm zu leiten.

Eine der Frauen war Chaya Schijveschuurder. Am 9. August 2001 waren Chaya und ihre Familie in der Pizzeria Sbarro mitten in Jerusalem, als eine Bombe explodierte, die 15 Menschen tötete und 130 weitere verletzte. Unter den Todesopfern waren ihre Eltern und 3 Geschwister. Chaya, die erst 8 Jahre alt war, wurde schwer verletzt. Ihre 5 Familienmitglieder wurden am nächsten Tag beigesetzt.

Chaya sprach nun souverän, als sie das erzählte und andere Sprecher vorstellte, alle Überlebende von Angriffen oder Angehörige von Opfern. Am Ende des Programms standen alle auf, um die israelische Nationalhymne zu singen, Hatikvah (Die Hoffnung).

Danach folgte ein weiteres Lied, Ani Maamin (Ich glaube): „Ich glaube mit vollkommenem Glauben an das Kommen des Messias, und auch wenn er säumt, warte ich dennoch jeden Tag auf sein Kommen.“ Nun weinte Chaya, aber sie sang das Lied bis zum Schluss, beinahe trotzig, so als wollte sie sagen: „Egal was der Feind mir antut, ich glaube trotzdem.“ Oder „Egal was Gott für Prüfungen zulässt, ich glaube immer noch.“ Wie Abraham, der im Moment, als er bereit war, Isaak zu opfern, immer noch an Gottes Versprechen glaubte, dass Isaak die Ahnenlinie des Segens nach ihm weiterführen würde.

Als Akiva und ich zu unserem Auto zurückgingen, kamen wir an einigen Schulen vorbei, wo Scharen von Kindern und Eltern ähnliche Veranstaltungen besuchten.

Wie reagieren Juden?

Man könnte sich vorstellen, dass Familien, die Terrortragödien erlebt haben, Rache suchen oder mit Hass erfüllt sind. Nicht unbedingt.

Die Eltern von Malki Roth (15), die ebenfalls durch die Bombe bei Sbarro getötet wurde, gründeten eine Stiftung im Angedenken an sie, um Kindern mit Behinderungen zu helfen. Ihre Stiftung hilft Hunderten von Kindern in ganz Israel, egal welcher Religion sie angehören.

Schoschana Grünbaum, die gerade mit ihrem ersten Kind schwanger war, wurde ebenfalls in der Pizzeria getötet. Nach ihrem Tod schrieb ihr Mann Schmuel ein Buch, A Daily Dose of Kindness (Eine tägliche Dosis Güte), um die Menschen anzuregen, freundlicher miteinander umzugehen. Er initiierte auch einen täglichen Newsletter, um Freundlichkeit zu fördern, er hatte mehr als 2 Millionen Abonnenten.

Wie reagieren unsere Nachbarn?

Natürlich sind nicht alle Araber für Terroranschläge. Aber Terrorangriffe mit vielen Todesfällen gegen Juden führen oft zu einer Partyatmosphäre, wo Süßigkeiten auf den Straßen von Gaza und dem Palästinensischen Autonomiegebiet verteilt werden.

Das von der Hamas kontrollierte Gaza und das PA Regime unter Mahmoud Abbas unterstützen den Terror. Palästinensische Schulbücher hetzen gegen die Existenz Israels auf. Terroristen werden wie Helden behandelt, denen nachzueifern ist. Straßen, Plätze und Schulen werden nach ihnen benannt. Familien von inhaftierten oder getöteten Terroristen erhalten monatliche Pensionen. Zehn Prozent des Budgets der PA gehen an solche „Mordzahlungen“.

Am 23. September 2001, 6 Wochen nach dem Bombenanschlag in der Pizzeria, veranstaltete die palästinensische Universität Al-Najah in Nablus eine Feier anlässlich des Jahrestags der ersten Intifada (dem palästinensischen Aufstand gegen Israel). Ein Raum mit einer Ausstellung wurde als Teil der Feierlichkeiten errichtet, um den Bombenanschlag bei Sbarro zu feiern. Dazu gehörte eine Nachbildung der Pizzeria, einschließlich zerbrochener Tische, falschem Blut und Körperteilen. Erst als die Ausstellung bei der internationalen Presse bekannt wurde, hat die Universität sie abgebaut.

Wir feiern das Leben

Man könnte annehmen, Israel ist besessen vom Tod aufgrund der vielen Gedenktage. Es gibt auch noch einen separaten Holocaust-Gedenktag. Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind erfüllt vom Leben.

Deshalb haben Israels Magen David Adom (MDA, das Pendant zum Roten Kreuz) und ähnliche Organisationen überall im Land Niederlassungen, um helfen zu können, wenn eine Katastrophe passiert. Die Teams werden ausgebildet, um mit den Auswirkungen des Terrors umgehen zu können. Darum hat Akiva gerade erst einen Kurs als junger Freiwilliger des MDA absolviert, zusammen mit Hunderten anderen Teenagern. Sie leisten ihren Freiwilligendienst im ganzen Land, einschließlich in Krankenwagen, manchmal unter gefährlichen Umständen.

Darum gehört Israel zu den Ländern, die als erstes Such- und Rettungstrupps und Notfallmedizinteams zu Katastrophengebieten in der ganzen Welt sendet, um bei der Rettung allen Lebens zu helfen, nicht nur jüdisches Leben.

Darum hat Israel unter den westlichen Nationen bei weitem die höchste Geburtsrate und Israelis gehören laut internationalen Umfragen trotz aller Bedrohungen inner- und außerhalb ihrer Grenzen zu den glücklichsten und zufriedensten Menschen.

Darum hat Israel 1027 Gefangene, die zahlreicher Terrorvergehen angeklagt waren, gegen einen einzigen israelischen Soldaten, Gilad Shalit, ausgetauscht, der von der Hamas gefangen gehalten wurde.

Es sind in der Tat die Terroristen, die vom Tod besessen sind. Sie sind es, die Allah preisen, wenn sie Kinder töten. Es sind die Universitäten, die Nachbildungen von Bombenanschlägen zulassen, einschließlich falschem Blut und Körperteilen. Und es sind die Regimes, die den Terror durch „Mordzahlungen“ in Form von Pensionen fördern.

Ein neuer Tag: die Stimmung verändert sich

Als der Abend hereinbrach, begannen die Schlusszeremonien für den Gedenktag mit Gebeten, Bibellesungen und einer einzelnen Trompete, welche die militärische Melodie als Trauerbekundung spielte.

Pünktlich um 20 Uhr wurde die israelische Flagge von Halbmast ganz nach oben gehisst und die Zeremonie zum nationalen Unabhängigkeitstag begann mit lauter Fanfare, Gesang, Tanz und Feuerwerk.

Meine Frau Leorah und ich waren dieses Jahr eingeladen zur Feier auf dem Mount Herzl in Jerusalem. Die Sicherheitsvorkehrungen waren sehr streng aufgrund der vielen Regierungsminister, Abgeordneten der Knesset, Militäroffizieren und Diplomaten. Wir waren unter den 5000 geladenen Gästen.

Zwölf Israelis aus unterschiedlichen Lebensbereichen wurden geehrt für ihre hervorragenden Leistungen in der israelischen Gesellschaft. Jeder von ihnen hielt eine Fackel und zündete eine Flamme. Zwölf Flammen standen für 12 Stämme.

Dann begann der Aufmarsch von zahlreichen Truppen der israelischen Armee begleitet vom Militärorchester. Jede Truppe wurde von ihrer eigenen Flagge repräsentiert. Ich stellte mir die Kinder Israel in der Wildnis vor, als sie voranschritten, gruppiert nach Stämmen und unter ihren eigenen Bannern (3. Mo. 10).

Im ganzen Land waren Regierungsgebäude, Geschäfte, Privathäuser und sogar Autos mit israelischen Flaggen geschmückt.

Die Bibel: Ein Nationalschatz

Eines der beliebtesten Highlights des Unabhängigkeitstages ist die Fernsehübertragung des jährlichen internationalen Bibel-Quizes, das von der Regierung für Schüler von Mittel- und Hochschulen aus aller Welt gefördert wird. Die Fragen sind schwierig und testen die Genauigkeit und das Erinnerungsvermögen zu 400 Kapiteln des Tanach, des Alten Testaments. David Ben Gurion, Israels erster Premierminister, rief das Bibel-Quiz ins Leben. Obwohl er säkular war, liebte er das Bibelstudium.

Das ist keine Überraschung. Ich saß oft in einem Taxi in Israel und der Fahrer, der nicht offensichtlich religiös war, begann eine Diskussion, die irgendwie zu einem biblischen Thema führte. Man sieht oft Menschen in einem Bus ihr Morgengebet sprechen oder einen biblischen Text lesen. Nicht alle sind fromm, obwohl etliche schon.

Es ist bemerkenswert, dass jeder israelische Soldat bei der Vereidigungszeremonie eine Bibel bekommt. Als meine 3 ältesten Kinder mit ihrer Grundschule fertig waren, bekamen auch sie eine Bibel.

Auf dem Pfad der prophetischen Erfüllung

Israel ist eine nicht perfekte Nation wie alle anderen auch. Aber die vorgenannten Anekdoten zeigen: Glauben und Wissen über Gottes Wort besteht und bleibt ein konstantes Element innerhalb der israelischen Gesellschaft. Wo sonst werden Bibeln immer noch als wünschenswerte Lektüre in der Schule, dem Wehrdienst oder generell betrachtet? Im Gegenteil, die meisten anderen westlichen Gesellschaften lehnen heutzutage die biblischen Werte und moralischen Standards ab. Und wodurch wurden diese ersetzt?

Israel strahlt Nationalstolz aus, Optimismus und Hoffnung, was heutzutage selten ist. Das Gedenken an die Gefallenen zeigt eine familiäre Nähe zwischen den meisten Israelis. Die Feier seiner Nation ist eine Feier von Gottes Treue.

Vom Wiederaufbau bis zu den landwirtschaftlichen Errungenschaften; von Einwanderungsstatistiken bis zum Bevölkerungswachstum; sogar die Tatsache, dass Hochzeiten wieder in Jerusalem gefeiert werden. All dies sind Zeichen, dass Israel auf dem Pfad prophetischer Erfüllung ist. SEIN WORT ist in unserem Alltagsleben in Israel präsent.